Wer mich persönlich kennt, weis ja, das ich überdurchschnittlich schlank bin. Manche mögen es in einem Anfall von Selbstüberschätzung und mangelndem Selbsterhaltungstrieb auch Fett nennen, aber bleiben wir der Einfachheit halber bei Vollschlank.
Die, welche mich aus jugendlichen sportlicheren Tagen kennen, können meist nicht verstehen wie ich so aus den Nähten gehen konnte, also sei es kurz schriftlich und öffentlich zum nachlesen mal fest gehalten.
Es war einmal und ist nicht mehr, ein schlanker Peer. Ob es jetzt die übermäßig genommenen Kortison Dosen, aufgrund der Haut waren, oder erbliche Veranlagung, die Schulmedizin weis es nicht und ich kann auch nur raten, also lassen wir das und kommen gleich zum Ergebnis des Ganzen: Arthrose in der Hüfte und sämtlichen Gelenken.
Schon mit zarten 16Jahren bemerkte ich in einem meiner zahllosen Squash Matches, dass mir wie bei einer Leistenzerrung, die Hüfte weh tat. Aber wie man halt mal in der Jugend so ist, Schmerz ignorieren, weiter geht es. Später mit leichten 20 Lenzen verspürte ich dann Schmerzen beim Pitchen im Baseball und die Volleys im Squash waren auch vom permanenten Schmerz begleitet. Es kam dann der Tag, an dem ich bei einem lockeren Bewegungslauf in der Bundeswehr plötzlich nicht mehr gehen konnte. Diagnose Arthrose in allen Gelenken mit Ausmusterung aus dem größten Trachtenverein Deutschlands.
Wie es bei einem Sportler halt so ist, wenn du das Training abrupt beendest und deine Kalorienzufuhr nicht abtrainierst, nimmst du die Form einer Tonne an. So steigerte ich mein Gewicht von 75kg, auf 90kg Anfang 20, Mitte 20 dann schon 120-130 und jetzt Mitte 50 auf sagenumwobene 164kg. Es lag wohl an vielem, Bewegungslosigkeit über Jahre hinweg und dahin vegetieren auf der Couch, oder dem Bett, als auch sicherlich meiner voll veganen Ernährung.
So jetzt zum Kern der eigentlichen Geschichte, es musste was passieren, wenn ich nicht in der nächsten Zeit Diabetes und die üblichen Folgeerkrankungen von Magersucht ansammeln wollte. Der Gang zum Leibarzt brachte die Lösung, es sollte eine Magen OP werden. Das eigentliche Martyrium begann also:
Ernährungsberatung, Psychologe, OP Arzt um nur die wichtigsten Stationen zu nennen. Der Sinn hinter diesen Stationen blieb und bleibt mir auch weiterhin verschlossen. Einzige Erklärung die mir bleibt ist: Da müssen wohl ein paar Berufszweige mit verdienen und eine Lebensberechtigung erhalten.
Die Ernährungsberatung hat schon nach der zweiten Sitzung aufgegeben, als sie folgerichtig erkannte, das man jemand, der gerne isst und der zukünftig sehr wenig essen wird und dann auch noch so stur wie ich ist, nicht beibringen kann sich wie ein Hase zu ernähren. Habe ich was gelernt? Ja ein bisschen schon, Gemüse schmeckt fad, ist aber wohl gesund. Die viel gerühmten Kartoffeln sind Evil, genauso wie Nudeln. Obstsäfte sind dein Verderben und Coca Cola ist kein Lebenselixier, wobei ich das auch weiterhin vehement bestreiten würde.
Der Psychologe hat mir eine gesunde Depression attestiert, aber das wusste ich schon seit ich keinen Sport mehr treiben durfte und konnte, war also für mich wenig überraschend. Ich hatte auch entgegen meinem Eheweibe keine Zeit gefunden das so “richtig auszuleben” (Achtung da verbirgt sich ein Wortspiel). Ich dachte zwar mehrmals daran, aber bin wohl zu feige das wie ein richtiger Mann zu beenden. Egal, lassen wir das Gejammer und kommen wieder einmal zum Kern zurück, der OP.
Angefangen hat das Drama mit einem Termin der mich eigentlich schon stutzig gemacht hat. Ich sollte nämlich am 5.10.2021 um 6:30Uhr in München zur OP erscheinen. Lustiger Weise wurde mir zu diesem Termin auch noch die falsche Adresse genannt, so dass ich verzweifelt an diesem Termin, vor verschlossener Tür 1,5h meines Lebens verbrachte und vermeintlich meine OP verpasste. Schlussendlich klärte sich dann gegen 8:30Uhr bei gefühlten -15°C endlich alles auf: Falscher Ort und die Zeit der OP wäre ja erst gegen 13Uhr, sie nannten den Patienten gerne mal frühere Termine zum Einfinden in der Klinik. Ich muss zugeben, ich war etwas geladen…
Nach sinnlosem Warten wurde ich dann endlich in den “Aufwachraum” geführt wo ich dann meine Straßenkleidung gegen ein hübsches OP- Kleid tauschen durfte. An dieser Stelle sei erwähnt, das in dieser Klinik auch gegendert wurde, also aus Männchen wurden hier Mädchen und umgekehrt gemacht. Was soll ich sagen, mein Sinn für Humor hat mir hierbei den einen, oder anderen komischen Blick eingebracht. Ich muss auch noch erwähnen, dass die Straßenkleidung dann auf meinem Bett umhergeschoben wurde, so viel zum Thema Hygiene, aber auf Corinna wurden wir gefühlte 20mal getestet. Der Narkose Arzt kam dann, um mich ins Reich der Träume zu schicken und kurz bevor mir das Licht ausging, fragte er mich noch ob ich noch weis warum ich hier sei. Schwerer Fehler dachte ich noch, während ich stammelte PENISVERLÄNGERUNG und weg war ich…
Nach der OP dachte ich dann erstmal, verdammt die Penisverlängerung tut aber verdammt weh, bis mir bewusst wurde nach abtasten, das er immer noch so klein wie früher war und ich andere Probleme habe. Ich schrie vor Schmerzen und wer mich kennt weis, dass ich nicht von der Männerschnupfenfraktion bin. Während meiner Schreipausen und nach dem eine Schwester so von oben herab meinte, “ich solle mich am Riemen reißen” wollte ich eigentlich erst ihren Kopf abreißen, um sie dann irgend wo zu verscharren, aber ich bleib erstmal “gelassen” und antwortete charmant “sie solle lieber ihren Hintern hoch kriegen und mir ein Schmerzmittel geben”. Wir einigten uns dann darauf, das mein Vorschlag der Bessere wäre, um mein wieder einsetzendes Schreien zu beenden. Leider und das konnte jetzt keiner von uns beiden ahnen, hab ich das boostern des Schmerzmittels einfach absorbiert und es setzte keinerlei schmerzmildernde Wirkung ein. Das Ganze hat sich dann ca. 2h wiederholt. Plötzlich habe ich aber, aus einsetzender Kraftlosigkeit, meine Atmung in Verbindung mit der einhergehenden Bewusstseins Verschwindung, ausgesetzt. Ich wurde also Scheintot, ich glaube es war über den Zeitraum weiterer 2h ohne Schmerzlinderung als der Mutter Theresa plötzlich die Eingebung ins Gehirn schoss, das ich wohl das boostern nicht vertrage und meine Atemstilstände nebst anschließender Ohnmacht, daher rührten. Ich bekam also ein alternativ Produkt der führenden Pharmaindustrie und plötzlich war ich Schmerz und Schreilos und mein Lunge hat auch wieder gearbeitet wie sie es schon immer getan hat, bevor ich hingerichtet, äh hier operiert wurde.
Gegen 22Uhr wurde ich dann mit meinem Aufwachpartner aufs Zimmer gebracht. Warum auch immer gegen 22Uhr Zimmer frei werden in einer Klinik, darüber möchte ich nicht spekulieren müssen. Nach einem weiteren Tag war ich dann fast schmerzfrei und mein Bettnachbar und Zimmergenosse verlangten bei jeder Visite dass wir befreit werden wollen und heim zu Mutti möchten. Ich hab mir dann am Tag zwei, nach OP und neuem Leben, selbst den Schlauch aus dem Hals gezogen und auch der Dränage Schlauch aus dem Bauch sollte den Weg in den Mülleimer finden. Warum jetzt die Schwestern dies nicht so gerne sahen, kann ich nicht nach vollziehen, es blieb auch das unausgesprochene Geheimnis in der Klinik. Am Tag vier meines Martyriums wurde ich dann als geheilt oder als unverbesserlich entlassen. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, das Betten mit der gefühlten Länge eines Zwerges und der dazugehörigen Bettdeckenlänge eines Waschlappens nicht gerade ein Wohlfühlklima hinter lassen haben.
Daheim angekommen und mit vielen Vorsätzen für das zukünftige Gemüse Leben darb ich ein paar Tage vor mich hin, bis mein Eheweib wieder einmal einen gemeinen und hinterlistigen Magen/ Darmvirus Mordanschlag auf mich verübte. Man möge mir glauben oder auch nicht, ich habe wirklich Wasser getrunken und mich gesund ernährt. Als ich aber den Virus hatte und auch jetzt zwei Monate danach könnte ich kotzen und tue es auch alleine beim Gedanken an pures Wasser. Ich muss schon fast Lachen, aber als die Ernährungsberaterin meinte: “Cola werden sie nicht mehr trinken können” lag sie so falsch, dass es falscher nicht geht. Seit dem Virus trinke ich ausschließlich Cola 0,33 Plastikflasche, denn das hat genau den Kohlensäuregehalt den mein Magen verlangt. Ich esse zwar weniger, aber auch der Gedanke an Gesunde Ernährung erzeugt einen Würgereflex…
Ich hab jetzt, zwei Monate nach OP, 24kg weg und wenn das Wetter wieder besser wird und ich wieder eine Aufgabe habe, werden die Kilos weiter purzeln… trotz Cola. Eigentlich hoffe ich ja, dass mir DarinfickenFischeWasser wieder schmecken wird, aber heh, an Cola ist nicht wirklich was auszusetzen und ein bisschen was im nutzlosen Leben soll ja auch noch schmecken.
So das wars erstmal von der Magenfront.